Vortrag über „Kreativität und Glücklichsein“ bei der Brühler Frauenwoche 2019

Im Rahmen der Brühler Frauenwoche halte ich am Sa., 16.3.2019 zwischen 10h und 12h in der wunderschönen Villa Kaufmann in Brühl einen Vortrag zum Thema „Kreativität und Glücklichsein“. Dabei geht es um die Frage, was Kreativität eigentlich ist und weshalb sie wichtig für uns ist. Während einer anschließenden Arbeitsphase möchte ich mit den Teilnehmerinnen eine Schreib- und/oder Malmethode ausprobieren, damit wir uns gemeinsam dem kreativen Prozess öffnen.

Kommt vorbei! Ich freue mich auf Euren Besuch! Anmeldungen unter k-hake@gmx.de

Bildschirmfoto 2019-02-09 um 13.01.08

51489613_2305615293059217_3365044161303543808_o

Kreativer Raum: Schülerzeitung

Als Künstlerin und Kreativpädagogin leite ich u.a. einen Workshop „Schülerzeitung“ oder „Schulreporter“ an der Hauptschule in Frechen, nahe Köln. Es ist unglaublich spannend zu erleben, wie unterschiedlich die Schulklimata, abhängig von den verschiedenen Schulformen- und Stufen, sind. Derzeit arbeite ich u.a. an einer Förderschule mit Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, leitete in den Ferien einen Grundschulworkshop im Bereich Schwarzlichttheater, arbeite an einem Schwarzlichttheater-Stück mit RealschülerInnen der 5. und 6. Klasse sowie nun mit den HauptschülerInnen der 7./8. Klasse an einer Schülerzeitung. Diese SchülerInnen überraschen und begeistern mich sehr, da sie bereits eine großartige Entwicklung in ihrer Arbeit gemacht haben. Das Sprach- und Konzentrationsniveau in diesem Kurs befindet sich m.E. im unteren bis mittleren Bereich des Hauptschulniveaus – kein Problem, daran kann ich mich anpassen, obwohl es teilweise sehr schwierig ist, manche SchülerInnen zur Konzentration auf die aktuelle Aufgabe zu bewegen.

Dennoch: Nachdem in den ersten zwei Einheiten erste Grenzen ausgestestet worden sind und die SchülerInnen meine Nerven durch ständiges Reinquatschen, Null-Bock-Laune usw. in Anspruch genommen haben; nachdem die Themen gewählt und verteilt worden sowie erste Entwürfe für Einleitungen zu Reportagen, Kommentaren, Berichten, etc. verfasst worden sind, wird es still in unserer kleinen Redaktion im PC Raum der Hauptschule. Die neun SchülerInnen arbeiten engagiert und konzentriert zu zweit oder alleine an folgenden, selbst gewählten Themen: „Schultoiletten“, „Das Schulessen“, „Durstlöscher an Schulen und andere gesunde Getränke“, „Ausgrenzung/Mobbing“, „Die Digitalisierung der Schule“, „Handyverbot an Schulen“, „Türkische Küche“ und „Ein Portrait der Hauptschule Herbertskaul“ (alles Arbeitstitel). Zu diesen Themen fanden sie während unserer ersten gemeinsamen Redaktionssitzung im Kurs. Mittlerweile bekommen sie in jeder Folgesitzung den von mir redigierten Text zurück, um an der Textstruktur und dem Inhalt weiterzuarbeiten – und jedes Mal werden die Texte voller und die Ideen tiefgehender. Die SchülerInnen zeigen Begeisterung daran, zu ihren Themen zu recherchieren, Umfragen in der Schule mit SchülerInnen und LehrerInnen- oder Telefoninterviews mit Personen außerhalb des Schulkosmos zu führen, sich zu ihren Themen zu äußern, Fragen zu stellen, Fotos zu den Themen bereitzustellen und sich dabei helfen zu lassen. Sie sind emotional und neugierig; sie wollen teilhaben.

Wir werden bis zum Ende des Schulhalbjahres eine Schülerzeitung gemeinsam gestalten, sodass die SchülerInnen ihre ersten Schritte in der Schulpolitik gemacht- und ein Ergebnis erzielt haben werden, auf das sie immer wieder schauen und stolz sein können. Es ist mir ein Anliegen, nach Möglichkeit diese und andere SchülerInnen bei der Entwicklung ihres kreativen und persönlichen Potentials zu unterstützen, damit Kinder und Jugendliche ihren Selbstwert erkennen, indem sie Anteil an dem Geschehen um sich herum nehmen, sich einbringen und lernen, dass sie Einfluss nehmen können so, wie sie sind.

Katharina Rebecca Hake

Bild

Hambi – Der Wille aus den Wäldern

285777_4567018930772_50526466_n

Heute früh hörte ich im Radio ein Interview zwischen einer Journalistin und NRW Innenminister Herbert Reul. Es ging um die aktuellsten Ereignisse im Hambi (Hambacher Forst) bei den friedlichen Protesten gegen den Braunkohleabbau. Leider geschah dort zuletzt ein tragischer Todesunfall. Die Fragen der Radioreporterin im Interview zielten auf eine persönliche Stellungnahme des Innenministers zu den Vorgängen im Hambi ab.

Während er antwortete, fiel am häufigsten das Wort „Gesetzeslage“. Der am häufigsten gefallene Satz lautete: „Die Gesetzeslage ist klar.“ Reuls emotionales Statement beinhaltete zwar die „Anteilnahme“ am Schicksal der Angehörigen des kürzlich im Hambacher Forst verstorbenen Journalisten, jedoch umfasste seine Reflektion der im Interview erfragten Informationen nicht im Geringsten die Hinwendung zu einer Abkehr von den Polizeieinsätzen im Hambacher Forst. Denn: ‚die Gesetzeslage sei ja klar, die Polizei müsse schützend eingreifen‘, so lauteten Reuls Formulierungen. Es war deutlich hörbar, dass Reul sich nach und nach in die Enge getrieben fühlte. Die einzige Möglichkeit Position einzunehmen war, sich in Sicherheit zu wiegen – und die bietet ihm, so ist es seiner Stellungnahme aus dem Interview zu entnehmen, nun mal die Gesetzeslage. Dass diese bei der Katastrophe, die sich zur Zeit im Hambacher Forst abspielt, an die Stelle von ‚Sicherheit‘ eine Überzahl von teils gewaltsamen Polizeikräften setzt, die friedlichen Demonstranten gegenüber stehen, erkennt der Politiker nicht; dass die Menschen, die im Hambi in Baumhäusern wohnen und sich an Bäume ketten, um ein Zeichen dafür zu setzen, dass die RWE Bagger und die ‚Gesetzeslage‘ Lebensraum zerstören, sieht Reul nicht; dass diese Menschen für den Erhalt des natürlichen Lebensraums von Tieren, Pflanzen, Menschen und gegen den Braunkohleabbau und damit wiederum für den Klimaschutz und die Verbesserung der Lebensqualität auf unserer Erde demonstrieren, kommt dem Innenminister nicht in den Sinn.

Der Widerstand, den die friedlichen Demonstranten, Natur- und Klimaschützer derzeit in den Wäldern leisten, wird von Reul schlichtweg nicht respektiert. Dass die dort demonstrierenden Menschen einen Willen haben, der mit Mitteln eines unangemessen großen Polizeiaufgebots und absolut widersinniger Argumentation für die Räumung („fehlender Brandschutz in den Baumhäusern“) von diesem Land unterdrückt wird, scheint Reul fern zu sein. Er stellt sich noch nicht mal die Frage, warum im Hambacher Forst geschieht, „was geschehen musste“, so die Radioreporterin – und damit meint sie den Tod des Journalisten, der von einer Hängebrücke in die Tiefe stürzte.

Diese Entwicklung und das Interview, welches ich heute morgen mit anhörte belegen nur, dass der freie Wille friedlicher Mitbürger nicht gehört und gesehen werden will und Menschen, Tiere, die Natur, das Klima und die Erde, sprich, unser Lebensraum, unter der „Gesetzeslage“ massiv zu leiden haben! Ich bin bestürzt und entsetzt von dem, was mir heute früh zu Ohren gekommen ist.

In den vergangenen Wochen fühlte ich mich einfach nur traurig und der Debatte, die durch die Ereignisse im Hambacher Forst hervorgerufen wurde, wie gelähmt gegenüber stehend. Mit diesem Foto aus dem Jahr 2012 – eine sehr persönliche Aufnahme – will ich nur einmal mehr zeigen, dass Mensch und Natur/Umwelt zusammengehören und dass da ein Wille friedlicher Menschen ist, der anhand friedlicher Demonstrationen in die Welt gerufen wird und erhört werden will.

Der Kölner Stadtanzeiger schreibt über mich

20180813_154109-1-1752248351.jpg

20180813_154128-1300376181-e1534168489111.jpg

20180813_154143-11336339354.jpg

20180813_154153-1968863519.jpg

20180813_154243-1-1287213626-e1534168579181.jpg

20180813_154253-1450054793.jpg

20180813_154305-11901474148.jpg

Danke an Ulla Jürgensson vom Kölner Stadtanzeiger für ihr Interesse und die schöne Darstellung dessen, worüber wir geredet haben.

Das Kratzen eines Kaninchens an der Wange

An einer Wandtafel befinden sich im Klassenraum auswechselbare Folien, die mit Zahlen von Null bis 31, mit den Monaten von Januar bis Dezember und mit den Wochentagen von Montag bis Freitag versehen sind. Morgen für Morgen, Jahr für Jahr, stellen die Kinder erneut das Datum ein und jedes Kind liest einmal das Datum von der Tafel ab. An diesem Morgen lesen sie mit müden Stimmen „Es ist Mittwoch, der 30. Mai 2018“.
Manchen Kindern fällt das Lesen sehr leicht und anderen sehr schwer. Es ist kaum so, als gebe es etwas dazwischen in der Klasse, was gut sei.

Um auszudrücken, mit wieviel Freude ich den Viertklässlern dabei zusehe ihr Tagewerk zu schaffen, brauche ich mehrere Zeilen. Dabei ist der erste Streich dieser Kinder an diesem Tag doch nur, das Datum vorzulesen. Die Wege mit dem Rollstuhl zur Holzscheibe sind weiter und beschwerlicher als zu Fuß, vor allem, weil es so eng in den Klassenräumen ist. Jenny ist das Mädchen mit dem schönsten Lächeln der Klasse. Sie wendet ihren Rollstuhl zur Wandtafel herum, um ablesen zu können.

Jenny kam mit Sauerstoffmangel auf die Welt. Sie hat so hagere Knochen, dass ihr Skelett wie verschwunden scheint ebenso wie ihre Muskulatur und ihre Intelligenz. Das erste, worauf Jenny an jedem Morgen aufmerksam macht ist das Bild eines Hasen auf der Wandtafel, das den Frühling anzeigt und Jenny sagt dazu: „Guck mal ein Kaninchen“. Diese Tiere kennt sie, die hat sie zu Hause.

Thommy, ein ADHS-Kind – und was der sonst noch alles haben soll – springt von seinem Platz auf, um seiner Freundin zu helfen: „Der Hase kommt im Frühling mit seinem Korb und bringt die Ostereier, Jenny … sag mal ‚Früühling‘ „, erklärt er und Jenny lächelt. Zu leise versucht sie noch einmal das Datum vorzulesen, doch sie verschluckt die Jahreszeit. Ihr fällt auf, dass auf dem Bild ein Kaninchen abgebildet ist und sie sagt: „Guck mal, ein Kaninchen“. Der Klasse zeigt sie, wie Bonny, eines ihrer drei Kaninchen, sich einst mit seiner Pfote an der Wange kratzte. Daran erinnert Jenny sich: Es ist eine der wenigen Erinnerungen, die sie hat.

„Das war vor drei Jahren, Jenny“, sagt ihre Lehrerin und Jenny lächelt. Nur wenig später bleibt ihr die Jahreszahl im Hals stecken. Jenny mauschelt sich an der ‚Tausend‘ vorbei. Die ist schwer auszusprechen und bleibt an ihrem Gaumen kleben.

Alles, was an diesem Morgen übrig bleibt, als Jenny mit dem Rollstuhl zurück an ihren Platz fährt, sind ihr schönes Lächeln und das Kratzen eines Kaninchens an der Wange.