Gedicht – Le Soleil

Le soleil

Le soleil nous attend partout,

dans chaque trou foncé,

derrière chaque rocher,

après chaque pluie,

après chaque froid.

Il se reflète dans cchaque larme

et nous fait rire,

encore et encore.

Freie Übersetzung:

Die Sonne

Die Sonne erwartet uns überall,

in der Dunkelheit,

hinter jedem Felsen,

nach jedem Regen und

nach jeder Kälte.

Sie zeigt sich in jeder Träne

und bringt uns zum Lächeln,

immer wieder.

© K.R.Hake, 2009/2020

Jahreswechsel: turning wheel

Wir folgen nur unserer westlich geprägten Zeitrechnung. Wenn wir mal über den Jahreswechsel ins asiatische Ausland reisen, so wir die Möglichkeit haben, verlieren der Jahreswechsel und alles, was mit ihm nach moderner westlicher Tradition verbunden ist, an Brisanz, so wir versuchten uns der Zeit dort anzupassen. Der Neujahrsmorgen tritt zu einer anderen Zeit ein, ob wir nun an unserer westlichen Zeitrechnung festhalten und nur die Zeitverschiebung berücksichtigen müssen, oder uns ganz der fremden Zeitrechnung anpassen. Dann fiele Neujahr am 1.1. eines Jahres aus.

Der Jahreswechsel ist nur einer Zeitrechnung geschuldet, die dazu dient, eine zunächst unbestimmte Größe zu definieren, die Zeit. Er dient dazu, Jahreszeiten einhalten zu können, die sich wiederum aus dem Einfluss der Sonneneinstrahlung, durch den Stand der Erde zur Sonne bedingt, auf die Erde ergeben. Der Jahreswechsel beschreibt einen Rythmus zwischen Anbeginn und Ende eines Zyklus. Er verhilft zu einer vereinheitlichten Struktur, die die Grundlage einer Reliquie, des Kalenders, geworden ist.

Zu gerne würde ich ein, zwei Wochen am Stück in meinem Kalender herausreißen und erfahren, wo die Zettel bleiben. Verschwinden sie? Mit welchem Inhalt wird die zweiwöchige Lücke im Kalender gefüllt? Es wären zwei Wochen außerhalb der mir indoktrinierten Struktur. Die Leere im Kalender wäre frei zu gestalten, oh, welche Aufgabe, denn: Wie schwer oder leicht ist es, mir eine Struktur außerhalb des Kalenders zu schaffen? Und: Ist das überhaupt möglich?

Wenn das Jahr nicht, wie in den westlich geprägten Ländern der Erde, nach dem Kalender am 31.12. endet, endet es an einem anderen Zeitpunkt im Jahr. In China fällt der Jahreswechsel auf den Tag eines Neumondes zwischen Ende Januar und Ende Februar, in Indien beginnt das neue Jahr mit Beginn der Erntesaison im April und auch im südostasiatischen Raum wird der Jahreswechsel im Frühling eingeläutet.

Der „Jahreswechsel“ ist nur ein wesentlicher Teil einer kulturell erwachsenen Zeiteinteilung, die wir Menschen brauchen, um den Zyklus zwischen Anfang und Ende durchleben und wieder neu gestalten zu können. Er ist wie ein „turning wheel“. Ohne dieses liefen wir Gefahr, auf der Stelle stehen zu bleiben, die Ernte zu verschmähen, die geschäftlichen Jahresabschlüsse hinauszuschieben, und so weiter.

Die Zeit läuft und ich empfinde es als äußerst angenehm, den Jahreswechsel frei von seiner Vorherbestimmung zu gestalten und zu erleben, was sich für mich wirklich wechselt.

Bild

Essay: Hambi – Der Wille aus den Wäldern

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Heute früh hörte ich im Radio ein Interview zwischen einer Journalistin und NRW Innenminister Herbert Reul. Es ging um die aktuellsten Ereignisse im Hambi (Hambacher Forst) bei den friedlichen Protesten gegen den Braunkohleabbau. Leider geschah dort zuletzt ein tragischer Todesunfall. Die Fragen der Radioreporterin im Interview zielten auf eine persönliche Stellungnahme des Innenministers zu den Vorgängen im Hambi ab.

Während er antwortete, fiel am häufigsten das Wort „Gesetzeslage“. Der am häufigsten gefallene Satz lautete: „Die Gesetzeslage ist klar.“ Reuls emotionales Statement beinhaltete zwar die „Anteilnahme“ am Schicksal der Angehörigen des kürzlich im Hambacher Forst verstorbenen Journalisten, jedoch umfasste seine Reflektion der im Interview erfragten Informationen nicht im Geringsten die Hinwendung zu einer Abkehr von den Polizeieinsätzen im Hambacher Forst, denn ‚die Gesetzeslage sei ja klar, die Polizei müsse schützend eingreifen‘, so lauteten Reuls Formulierungen. Es war deutlich hörbar, dass Reul sich nach und nach in die Enge getrieben fühlte. Die einzige Möglichkeit Position einzunehmen war, sich in Sicherheit zu wiegen – und die bietet ihm, so ist es seiner Stellungnahme aus dem WDR2 Interview zu entnehmen, nun mal die Gesetzeslage. Dass diese bei der Katastrophe, die sich zur Zeit im Hambacher Forst abspielt, an die Stelle von ‚Sicherheit‘ eine Überzahl von teils gewaltsamen Polizeikräften setzt, die friedlichen Demonstranten gegenüber stehen, erkennt der Politiker nicht; dass die Menschen, die im Hambi in Baumhäusern wohnen und sich an Bäume ketten, um ein Zeichen dafür zu setzen, dass die RWE Bagger und die ‚Gesetzeslage‘ Lebensraum zerstören, sieht Reul nicht; dass diese Menschen für den Erhalt des natürlichen Lebensraums von Tieren, Pflanzen, Menschen und gegen den Braunkohleabbau und damit wiederum für den Klimaschutz und die Verbesserung der Lebensqualität auf unserer Erde demonstrieren, kommt dem Innenminister nicht in den Sinn.

Der Widerstand, den die friedlichen Demonstranten, Natur- und Klimaschützer derzeit in den Wäldern leisten, wird von Reul schlichtweg nicht respektiert. Dass die dort demonstrierenden Menschen einen Willen haben, der mit Mitteln eines unangemessen großen Polizeiaufgebots und absolut widersinniger Argumentation für die Räumung („fehlender Brandschutz in den Baumhäusern“) von diesem Land unterdrückt wird, scheint Reul fern zu sein. Er stellt sich noch nicht mal die Frage, warum im Hambacher Forst geschieht, „was geschehen musste“, so die Radioreporterin – und damit meint sie den Tod des Journalisten, der von einer Hängebrücke in die Tiefe stürzte.

Diese Entwicklung und das Interview, welches ich heute morgen mit anhörte belegen nur, dass der freie Wille friedlicher Mitbürger nicht gehört und gesehen werden will und Menschen, Tiere, die Natur, das Klima und die Erde, sprich, unser Lebensraum, unter der „Gesetzeslage“ massiv zu leiden haben! Ich bin bestürzt und entsetzt von dem, was mir heute früh zu Ohren gekommen ist. Die vergangenen Wochen fühlte ich mich einfach nur traurig und der Debatte, die durch die Ereignisse im Hambacher Forst hervorgerufen wurde, wie gelähmt gegenüber stehend. Mit diesem Foto aus dem Jahr 2012 will ich nur einmal mehr zeigen, dass Mensch und Natur/Umwelt zusammengehören und da ein Wille friedlicher Menschen ist, der anhand friedlicher Demonstrationen in die Welt gerufen wird und erhört werden will.

 

Kurzgeschichte: Das Kratzen eines Kaninchens an der Wange

An einer Wandtafel befinden sich im Klassenraum auswechselbare Folien, die mit Zahlen von Null bis 31, mit den Monaten von Januar bis Dezember und mit den Wochentagen von Montag bis Freitag versehen sind. Morgen für Morgen, Jahr für Jahr, stellen die Kinder erneut das Datum ein und jedes Kind liest einmal das Datum von der Tafel ab. An diesem Morgen lesen sie mit müden Stimmen „Es ist Mittwoch, der 30. Mai 2018“.
Manchen Kindern fällt das Lesen sehr leicht und anderen sehr schwer. Es ist kaum so, als gebe es etwas dazwischen in der Klasse, was gut sei.

Um auszudrücken, mit wieviel Freude ich den Viertklässlern dabei zusehe ihr Tagewerk zu schaffen, brauche ich mehrere Zeilen. Dabei ist der erste Streich dieser Kinder an diesem Tag doch nur, das Datum vorzulesen. Die Wege mit dem Rollstuhl zur Holzscheibe sind weiter und beschwerlicher als zu Fuß, vor allem, weil es so eng in den Klassenräumen ist. Jenny ist das Mädchen mit dem schönsten Lächeln der Klasse. Sie wendet ihren Rollstuhl zur Wandtafel herum, um ablesen zu können.

Jenny kam mit Sauerstoffmangel auf die Welt und später an die Förderschule. Sie hat so hagere Knochen, dass ihr Skelett kaum da zu sein scheint ebenso wenig wie ihre Muskeln und ihre Intelligenz. Das erste, worauf Jenny an jedem Morgen aufmerksam macht ist das Bild eines Hasen auf der Wandtafel, das den Frühling anzeigt und Jenny sagt dazu: „Guck mal ein Kaninchen“. Diese Tiere kennt sie, die hat sie zu Hause.

Thommy, ein ADHS-Kind – und was der sonst noch alles haben soll – springt von seinem Platz auf, um seiner Freundin zu helfen: „Der Hase kommt im Frühling mit seinem Korb und bringt die Ostereier, Jenny … sag mal ‚Früühling‘ „, erklärt er und Jenny lächelt. Zu leise versucht die Schöne noch einmal das Datum vorzulesen, doch sie verschluckt die Jahreszeit. Ihr fällt auf, dass auf dem Bild ein Kaninchen abgebildet ist und sie sagt: „Guck mal, ein Kaninchen“. Der Klasse zeigt sie, wie Bonny, eines ihrer drei Kaninchen, sich einst mit seiner Pfote an der Wange kratzte. Daran erinnert Jenny sich: Es ist eine der wenigen Erinnerungen, die sie hat.

„Das war vor drei Jahren, Jenny“, sagt ihre Lehrerin und Jenny lächelt. Nur wenig später bleibt ihr die Jahreszahl im Hals stecken. Jenny mauschelt sich an der ‚Tausend‘ vorbei. Die ist schwer auszusprechen und bleibt an ihrem Gaumen kleben.

Alles, was an diesem Morgen übrig bleibt, als Jenny mit dem Rollstuhl zurück an ihren Platz fährt, ist ihr schönes Lächeln und das Kratzen eines Kaninchens an der Wange.

Essay: Urlaub, und was es ist

Der Morgen ist erfüllt von neuen Wundern. Davon, die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, um Abschied vom wunderschönen Thailand zu nehmen. Ein Affe gaukelt in den Baumkronen.

„Die Seele baumeln lassen“, die Sonne genießen, entspannen, runter kommen, abschalten und die Frage: „Wie?“, sind nur meine ersten Gedanken zum Thema „Urlaub“. Ich möchte gerne herausfinden, was Urlaub alles sein kann und denke, so verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch ihre Vorstellungen von dem, was Urlaub ist.

Hier im „Paradies“ auf einer tropischen Insel in Thailand kann ich behaupten, dass ich wirklich noch nichts Paradiesischeres gesehen habe. Meterhohe, schlanke Kokospalmen säumen die Insel, die Palmenblätter wedeln sanft im Wind, die Kokosnüsse strahlen grün und zuverlässig von den Bäumen herab, die Blumen sind bunt, die Schmetterlinge groß, der Himmel ist blau, das Meer ist türkis und hat 28 Grad, die Luft ist heiß, die Geräusche sind leise. Das hiesige Paradies scheint prädestiniert zu sein, um Urlaub zu machen.

Aber auch in meinem Urlaub auf der Kokospalmeninsel habe ich einen traurigen Moment wie er überall sonst auch vorkommen kann. Dass ich hier im Paradies traurig bin, macht mich wütend, fragend und das Paradies unerträglich. So versuche ich meine Traurigkeit zu verstehen. Sie existiert also auch im Paradies. Es ist o.k. zu wissen, dass Traurigkeit zum Urlaub gehört wie die Kokospalmen ins Paradies.

‚Urlaub‘ bedeutet an einem anderen Ort zu sein. Dies bemerke ich zusätzlich durch ganz wundersame Erlebnisse in der Nacht. Ich liege wach und was ich höre, ist das Geheule von Hunden, die jaulen wie Wölfe, die den Mond beschwören. Von zu Hause kenne ich das nicht. Das Geheule hört erst auf, als ein tropischer Platzregen aus dem Himmel bricht und die Luft minimal abkühlt. Es ist, als hätten die Hunde den Regen herauf beschworen. Was ich wahrnehme, ist die wunderbare Geräuschkulisse der Nacht an einem fremden Ort.

Urlaub bedeutet Bewegung und ‚am Meer zu sein‘. Nicht, weil das Meer der vielleicht klassischste Urlaubs- und Sehnsuchtsort ist, sondern weil das Meer dazu einlädt, stundenlang seiner Bewegung zuzusehen und seinem Rauschen zuzuhören. Als ich lange Zeit damit verbringe, die Bewegungen des Meeres zu beobachten, erblicke ich im Sonnenlicht einen glitzernden Fischschwarm, der aus dem Wasser in die Luft springt und wieder ins beheimatete Meer eintaucht. Diese Art von Lebendigkeit habe ich vorher noch nie beobachtet. Das unentwegte Meeresrauschen vor der Haustür ist wie eine permanente Melodie, die mich im Hintergrund in den Schlaf wiegt; Diese Art von Beruhigung hört niemals auf.

Die vielen Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten während meines Urlaubs kann ich gar nicht aufzählen, aber fast alle von ihnen sind schön und manche davon sogar außergewöhnlich schön. Urlaub ist Begegnung und ein ’sich öffnen‘ in der Fremde. Daraus resultieren Gemeinschaft, Kommunikation und Verständnis gegenüber fremden Menschen, Kulturen, Sitten und Religionen sowie das Streben nach Harmonie im mickrigen Selbst.

Entspannung ist wohl das, was Urlaub am meisten bringen soll. Urlaub ist dann Entspannung, wenn ich weiß, wohin ich will. Eine Reiseroute zu haben, bringt insofern Entspannung, als dass ich die Zeit, die mir bleibt, mit dem Aufsaugen von Sinneseindrücken verbringe. Dort angekommen, wo ich sein will, lasse ich mich auf meine Umgebung ein. Dazu gehören nicht nur die Begegnungen mit fremden Menschen, evtl. eine fremde Sprache, andere Gewohnheiten und Temperaturen, sondern Bilder, die ich kreiere. Sind es das Meer oder die Berge, die ich sehe? Sand- oder Kieselstrand? Welche Tiere begegnen mir? Wie klingt das Meeresrauschen, wie der Wind? Wo geht die Sonne auf, wann geht sie wieder unter?

Als ich mich während meines Urlaubs einer für mich ungewohnten Bewegung aussetze und schnorcheln gehe, sehe ich einen Oktopus unter mir, wie er seine Tentakeln langsam im Wasser wiegt, den Sandboden erfühlt und doch voller Ruhe an Ort und Stelle verweilt, obwohl mein menschlicher Körper einen riesigen Schatten über sein Dasein wirft. So mache ich mir bewusst, mit welcher faszinierenden Ruhe Tiere auf mich wirken. Das Reich der Tiere am Urlaubsort ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil dessen, was Urlaub sein kann.

Der Oktopus ist wie ein Wunder, habe ich mich in letzter Zeit doch mehrfach mit diesen Kreaturen beschäftigt. Die Kokospalmen, das Erkennen meiner Traurigkeit, die heulenden Hunde, der tropische Platzregen, die schönen Begegnungen, der glitzernde Fischschwarm und der Oktopus im Sand machen meinen Urlaub wundervoll. Es müssen nicht viele Wunder sein, aber wenn es gelingt, kleine Wunder zu sehen, ist das Urlaub.

Essay: In motion, übers Reisen

In Anbetracht der Tatsache, dass mir eine große Reise nach Asien bevorsteht und ich mich als Person kenne, die nach Möglichkeit bewusst abwechselnd nach Inspiration in der Ferne und durch Nähe sucht, erlaube ich mir, meine Gedanken über das Reisen mit euch zu teilen. Denn das Reisen, in den letzten zwei Jahrzehnten durch das Backpackertum und natürlich auch durch die Globalisierung zu einer Massenbewegung geworden, war schon immer interessant und wichtig für die kulturelle – und Entwicklung der Menschheit einerseits. Andererseits schwingt etwas Phänomenales beim Tuwort ‚reisen‘ mit, weswegen das Reisen gerade auch bei jungen Leuten verherrlicht wird. Mich interessiert, was eine Reise alles ausmachen kann. Deswegen möchte ich das Phänomen der „Reise“ in diesem persönlichen Essay darstellen.

Ich glaube, Reisen ist Loslassen, Loslösung von alten Gewohnheiten, Gefühlen, Verflechtungen, Gefügen. Es ist Aufbruch und Erweiterung der Sinne, des Körpers, der Gedanken und Grenzen.

Welche Grenzen können überwunden werden? Persönliche Grenzen, die wie ein Gefängnis um mich gemauert sind, aber auch kulturelle Grenzen. Es ist Annäherung zwischen einem stählernen Ego und einem selbstgezähmten Ego sowie zwischen Bekanntem und Unbekanntem, Altem und Neuem, Vertrautem und Fremdem. Nicht zuletzt überwindet Reisen die Fremde; In mir und gegenüber einer höheren Größe, der Kultur.

Wenn ich auf Reisen gehe, habe ich also die Möglichkeit, mich selbst und mich selbst unabhängig wie abhängig von der Fremde zu reflektieren sowie kulturelle Abgrenzung und Integration am eigenen Leib und darüber hinaus zu erfahren. Es bietet mir die Möglichkeit, mich ein- und umzuordnen.

Wie äußert sich diese Erfahrung leiblich und geistig? Es ist der Kontakt zu Menschen fremder Kulturen, ihre Sprache als wesentliches kulturelles Merkmal, die Berührung mit der Geschichte fremder Kulturen, die Entwicklung eines Verständnisses für andere Mentalitäten, Hintergründe, Systeme. Es sind die Fragen, die durch die Konfrontation mit fremden Werten aufkommen und nach einer Antwort verlangen.

Ich finde diese Antworten in der Annäherung. Das bedeutet, dass ich mich an fremde Kulturen versuche, soweit es geht, anzupassen. Da, wo meine Integration mir zu fremd und daher unmöglich erscheint, suche ich das Gespräch und versuche Mitgefühl für die fremden Werte herzustellen. Gezielt suche ich das Gespräch mit Menschen und die Konfrontation mit ihrer Geschichte, gerade dann, wenn sie schmerzlich ist, um sie besser zu verstehen. Genau so, wie ich mich mit der Fremdheit beschäftige, öffne ich mich im Gegenzug in der Fremde und teile meine Werte und Erfahrungen. Da, wo ich helfen kann, helfe ich. Es sind Gespräche, Aufmerksamkeit, das Teilen von Gemeinschaft und Interesse, welche den Grundstein für ein Miteinander bilden. Ich fühle mich im Einklang mit mir selbst sowie mit anderen, sobald ich erkenne, dass es einen größeren Zusammenhang als den zwischen mir und meiner unmittelbaren Umwelt gibt. Es gibt einen Zusammenhang zwischen mir und fremden Kulturen, Menschen, Werten, wenn ich bereit bin, mich selbst im Kosmos einer Gesamtheit zu reflektieren, zu integrieren und abzugrenzen.

Reisen bedeutet Fortbewegung anstatt still zu stehen. Es ist ein „darauf zu bewegen“ auf Menschen, Kulturen, Werte, Fragen und Probleme. Es können ebenso globale Probleme wie die Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung, politische Krisen, Menschen in Not sein, wie innerfamiliäre- und Beziehungsprobleme, die sich im privaten Rahmen abspielen. Daher bedeutet Reisen, als ein „aufeinander zu bewegen“ nicht nur Erweiterung der Sinne und des Geistes, wenn es die weiten Reisen auf andere Kontinente mit der Konfrontation völlig fremder Kulturen sind. Auch die Reise zu meiner Familie, zu Freunden, alles in einem Land, zu Kulturveranstaltungen wie Konzerten oder Lesungen in meiner Stadt, die Reisen in meine Phantasie oder zu hochinteressanten Inhalten erweitern meine Sinne und mein Selbst. Es ist die Bewegung, „motion“, eine äußerliche wie innere Bewegung.

„Run Forrest, run!“ (aus Film: „Forrest Gump“, 1994) – ist der sinnliche und künstlerische Ausdruck von der äußeren und inneren Bewegung als Erweiterung des Selbst. Nun ist Forrest Gump eine tragische Figur, deren Schicksal sich anhand äußerer Umstände in Kombination mit vielleicht mangelndem Selbstbewusstsein und stark intuitiv geleitetem Vorgehen abzeichnet. Dennoch fällt die Reise jeder Figur, und auch die Forrest Gumps, auf persönliche manchmal mehr, manchmal weniger bewusste Entscheidungen zurück. Daher würde ich sagen, dass eine Reise die- oder derjenige tut, die/der sich auf eine körperliche, geistige und seelische Fortbewegung einlässt.

Meine Reise nach Asien ist Urlaub. In einem nächsten Blogartikel werde ich, dann schon in Asien, darüber schreiben, was genau Urlaub sein kann. Es sei denn, es kommen mir Gedichte oder anderes dazwischen, was ich hier veröffentliche.

Gute Reise!