Schaufensterkonzert im KUNSTwerk

Am 16.5.2020 fand im Atelier KUNSTwerk in Brühl ein Schaufensterkonzert statt. Veranstaltet wurde das Event von der Künstlerin Jasmin Panakkal. Die Idee, ein Schaufensterkonzert in den Räumen der Brühler Ateliergemeinschaft zu veranstalten, konkretisierte sich im Austausch mit mir – eigentlich über das Thema „Corona“.

Kunst und Kultur sind wertvolle Größen einer globalen Gesellschaft, deren Wert auch in dieser Zeit gestärkt werden soll. Kunst will sichtbar, hörbar, spürbar sein.

Den Auftakt des Schaufensterkonzertes machte der junge Musiker Jonathan Pitroff, der am Abend vor dem Konzert zufällig noch in die „Arme der Veranstalterin“ lief. Spontan lud J. Panakkal den Teenager ein, aufzutreten. J. Pittrof spielte Cover-Songs und sang mit einer engelsgleichen Stimme dazu. Der zweite Auftritt folgte von mir. Ich sang eigene Songs auf Deutsch und Englisch, die ich auf der Akustikgitarre und der Ukulele begleitete.

An dritter Position spielte das Duo „Rost und Knochen“ aus Köln. Der Film Editor und Musiker Christopher Tworuschka spielte an der Akustikgitarre abwechselnd leise und energische Klänge und sang dazu. Sein Kollege Marco Pascarelli untermalte die Lead-Gitarre mit Melodien auf der Bratsche. Es folgte ein energiegeladener Auftritt der Singer-Songwriterin Franzi Kusche mit ihrer Gitarre „Schnauze“ und selbst geschriebenen Liedern. Zu der Sängerin gesellten sich während des Auftritts sowohl ihr Bruder, der sie an der Cajon begleitete, als auch der Musiktherapeut und Singer-Songwriter Jonathan Minn. Für einen kurzen Moment traten Kusche und Minn als Duo auf. Anschließend spielte Jonathan Minn eigene Kompositionen auf der Gitarre und sang mit einer ausdrucksstarken Stimme dazu. Zu guter Letzt, nachdem die Ecke Wallstraße/Kempishofstraße rund um das KUNSTwerk in Brühl mit vierstündiger Livemusik erfüllt worden war, legte „Marie for president“ auf.

Das Event öffnete die Fenster und Herzen der Nachbarinnen und Nachbarn, die den Musikerinnen und Musikern von zu Hause aus lauschten. Die Mitmenschen zeigten sich überrascht und wohlwollend. Viele der Passantinnen und Passanten suchten sich Plätze in der anliegenden städtischen Sitzgruppe oder auf den umliegenden Gehwegen und verweilten. Ein älterer Herr tanzte in einiger Entfernung zum Schaufenster. Die Atmosphäre erinnerte an einen Aufbruch, an eine Loslösung von Fesseln und Ängsten, die in den Zeiten der Corona-Krise spürbar sind, durch Musik und Kunst.

Es ist wichtig, Kunst und Kultur zu geben und zu fördern, weil Kunst und Kultur nicht nur Künstlerinnen und Künstler, sondern eine ganze Gesellschaft nähren. Danke an alle Besucherinnen und Besucher sowie Mitwirkende im Hintergrund, die dieses Konzept großzügig und engagiert unterstützten.

Art Brut – Naive Kunst – Outsider Art

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4. September 2019, Arbeit von David, 11 Jahre, Schüler einer Förderschule mit Förderschwerpunkt auf geistiger Entwicklung. David ist geistig behindert. Er hat die Diagnose ‚Trisomie 21‘. Die Aufgabe des Schülers im Kunstunterricht ist es, das Papier zu ‚knubbeln‘ und es entlang der vorgezeichneten Linien aufzukleben. Aus dieser Technik soll das Bild einer Blume entstehen. David kreiert diese Abstraktion, eine wunderbare Arbeit, die ihn viel Fleiß und Geduld kostet und eine bestimmte Ästhetik ausstrahlt.

Die künstlerische Arbeit geistig behinderter oder psychisch kranker Menschen, autodidaktische Kunst oder Kunst von Kindern bekam 1947 von dem französischen Maler Jean Dubuffet einen Namen: „Art Brut“. Alternative Namen für die rohe, antiakademische Kunst sind „Naive Kunst“ oder „Outsider Art“. Die „Art brut“ beschreibt Dubuffet wie folgt: Es seien „Zeichnungen, Gemälde, Kunstwerke aller Art, die von Unbekannten, von Besessenen geschaffen wurden, die durch spontane Impulse entstanden, die von Phantasie und Tollheit beseelt sind und sich nicht in den alten Gleisen der katalogisierten Kunst bewegen.“ https://artinwords.de/jean-dubuffets-art-brut/

Der Maler Jean Dubuffet war selbst nicht geistig behindert oder psychisch krank, aber begann seit dem Jahr 1947 künstlerische Arbeiten benachteiligter Menschen über 20 Jahre zu sammeln. So gründete er ebenfalls im Jahre 1947 u.a. zusammen mit dem Surrealisten André Breton die „Compagnie de l’Art brut“. Im Jahr 1975/76 wanderte Dubuffets Art brut – Sammlung nach Lausanne. Dort wird sie seit 1976 in einem öffentlichen Museum, der „Collection de l’art brut“, ausgestellt.

Davids Arbeit ist bewegend. Ihm zuzuschauen, wie er voller Enthusiasmus von der Norm abweicht und dabei auflebt, versprüht pures Leben. Das Blatt Papier belebt er mit seiner Abstraktion einer Blume. Dabei hat er sich entschieden, jedem einzelnen Papierkügelchen einen bestimmten Platz zu geben. Das Bild, das David kreiert, beinhaltet die Bewegungen seines Geistes, seinen individuellen ästhetischen Anspruch, seine Konzentrationskurve während dieser Arbeit sowie den Ausdruck seiner motorischen Fertigkeiten. Es zeigt deutliche „Spuren“.

Jean Dubuffet bezeichnete die „Art Brut“ einst als „wahre Kunst“ oder als „Kunst im Reinzustand“. https://artinwords.de/jean-dubuffets-art-brut/

Ich selbst empfinde Davids Arbeit einer Blume aus Papierkügelchen wenigstens als äußerst ehrlich.

Zwei weitere Werke aus eben derselben Schule:

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Name: Unbekannt, KünstlerIn: Unbekannt (oder „Viktor“?)

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Name: Unbekannt, KünstlerIn: Unbekannt

Children’s Art I

That’s what Daniel, 6, (on the left) and me (on the right) produce while sitting in a self-built cardboard castle, each one of us drawing inside their own „room“. We’re inspiring each other without seeing each other.

 

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Lena’s tears

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Kreativer Raum: Schülerzeitung

Als Künstlerin und Kreativpädagogin leite ich u.a. einen Workshop „Schülerzeitung“ oder „Schulreporter“ an der Hauptschule in Frechen, nahe Köln. Es ist unglaublich spannend zu erleben, wie unterschiedlich die Schulklimata, abhängig von den verschiedenen Schulformen- und Stufen, sind. Derzeit arbeite ich u.a. an einer Förderschule mit Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, leitete in den Ferien einen Grundschulworkshop im Bereich Schwarzlichttheater, arbeite an einem Schwarzlichttheater-Stück mit RealschülerInnen der 5. und 6. Klasse sowie nun mit den HauptschülerInnen der 7./8. Klasse an einer Schülerzeitung. Diese SchülerInnen überraschen und begeistern mich sehr, da sie bereits eine großartige Entwicklung in ihrer Arbeit gemacht haben. Das Sprach- und Konzentrationsniveau in diesem Kurs befindet sich m.E. im unteren bis mittleren Bereich des Hauptschulniveaus – kein Problem, daran kann ich mich anpassen, obwohl es teilweise sehr schwierig ist, manche SchülerInnen zur Konzentration auf die aktuelle Aufgabe zu bewegen.

Dennoch: Nachdem in den ersten zwei Einheiten erste Grenzen ausgestestet worden sind und die SchülerInnen meine Nerven durch ständiges Reinquatschen, Null-Bock-Laune usw. in Anspruch genommen haben; nachdem die Themen gewählt und verteilt worden sowie erste Entwürfe für Einleitungen zu Reportagen, Kommentaren, Berichten, etc. verfasst worden sind, wird es still in unserer kleinen Redaktion im PC Raum der Hauptschule. Die neun SchülerInnen arbeiten engagiert und konzentriert zu zweit oder alleine an folgenden, selbst gewählten Themen: „Schultoiletten“, „Das Schulessen“, „Durstlöscher an Schulen und andere gesunde Getränke“, „Ausgrenzung/Mobbing“, „Die Digitalisierung der Schule“, „Handyverbot an Schulen“, „Türkische Küche“ und „Ein Portrait der Hauptschule Herbertskaul“ (alles Arbeitstitel). Zu diesen Themen fanden sie während unserer ersten gemeinsamen Redaktionssitzung im Kurs. Mittlerweile bekommen sie in jeder Folgesitzung den von mir redigierten Text zurück, um an der Textstruktur und dem Inhalt weiterzuarbeiten – und jedes Mal werden die Texte voller und die Ideen tiefgehender. Die SchülerInnen zeigen Begeisterung daran, zu ihren Themen zu recherchieren, Umfragen in der Schule mit SchülerInnen und LehrerInnen- oder Telefoninterviews mit Personen außerhalb des Schulkosmos zu führen, sich zu ihren Themen zu äußern, Fragen zu stellen, Fotos zu den Themen bereitzustellen und sich dabei helfen zu lassen. Sie sind emotional und neugierig; sie wollen teilhaben.

Wir werden bis zum Ende des Schulhalbjahres eine Schülerzeitung gemeinsam gestalten, sodass die SchülerInnen ihre ersten Schritte in der Schulpolitik gemacht- und ein Ergebnis erzielt haben werden, auf das sie immer wieder schauen und stolz sein können. Es ist mir ein Anliegen, nach Möglichkeit diese und andere SchülerInnen bei der Entwicklung ihres kreativen und persönlichen Potentials zu unterstützen, damit Kinder und Jugendliche ihren Selbstwert erkennen, indem sie Anteil an dem Geschehen um sich herum nehmen, sich einbringen und lernen, dass sie Einfluss nehmen können so, wie sie sind.

Katharina Rebecca Hake

Galerie

Kreativer Raum: Schwarzlichtworkshop

Sie sind jung, traurig, energiegeladen, hochexplosiv, phantasievoll, neugierig und manchmal kaum zu bremsen, die Kinder, mit denen ich ein paar Tage an der Grundschule in Troisdorf arbeite. Sie sind Hexen, Zauberer, Detektive, Agenten, Ballerinas und Bauchtänzerinnen. Sie kommen jeden Morgen als die Kinder, die sie zu Hause sind und entfalten ihr kleines Wunder auf kreative Art und Weise.